Messebahnhof Laatzen: Eine verblasste Visitenkarte der Hannover Messe
Jährlich strömen Hunderttausende Besucher:innen durch den Messebahnhof Laatzen zur Hannover Messe – allein letzte Woche waren es 127.000. Als erste Anlaufstelle soll der Bahnhof ein Aushängeschild nicht nur für die Messe, sondern für ganz Deutschland sein. Doch wird er dieser Rolle gerecht?

Sprachliche Fehlleistungen: Ein Symbol mangelnder Wertschätzung
Schon beim Betreten fällt ein dreisprachiges Willkommensschild ins Auge: Deutsch, Spanisch, Japanisch. Vor Jahrzehnten mag diese Kombination sinnvoll gewirkt haben, heute wirkt sie weltfremd. Aussteller:innen aus China stellen mittlerweile über ein Viertel aller Teilnehmenden – nur Deutschland ist stärker vertreten. Dennoch sucht man chinesische Schriftzeichen vergeblich. Für internationale Gäste, insbesondere aus China, ist dies nicht nur verwirrend, sondern ein Zeichen kultureller Gleichgültigkeit. Die Priorisierung des Japanischen ignoriert schlicht die Realität der Messebesucher:innen. Zudem sind die Schilder für viele Gäste ohnehin nutzlos, da weder Deutsch, Spanisch noch Japanisch zur globalen Lingua franca zählen. Hier braucht es Englisch und Chinesisch als Brückensprachen.

Komfort? Hygiene? Fehlanzeige!
Doch nicht nur sprachlich fällt der Bahnhof negativ auf. Die Sitzgelegenheiten reichen bei Weitem nicht aus: Während meines Besuchs drängten sich rund 200–300 Wartende, doch nur 20–30 Sitzplätze standen zur Verfügung. Wer nicht stehen möchte, starrt auf vergilbte Fenster – bedeckt mit Staub, Taubenkot und Federn. Ein scharfer Kontrast zu den hypermodernen Messehallen, die nur wenige Meter entfernt glänzen. Wo bleibt die legendäre deutsche Gründlichkeit? Von regelmäßiger Reinigung oder gar der „Kehrwoche“ keine Spur.

Vom Vorzeigeprojekt zum Sorgenkind
Vor 20 Jahren noch ein moderner Verkehrsknotenpunkt, prägen heute verblasste Wände, defekte Bodenfliesen und eine Atmosphäre des Verfalls das Bild. Es scheint, als sei der Bahnhof seit der Expo 2000 in Vergessenheit geraten – eine peinliche Visitenkarte für Hannover, das sich als globale Messemetropole inszeniert.
China-Strategie? Theorie vs. Praxis
Während Politik und Wirtschaft „China-Kompetenz“ beschwören, offenbart der Bahnhof Laatzen das Gegenteil. Es ist, als begrüße man Japaner:innen mit „Ni Hao“ und Chines:innen mit „Konichiwa“ – eine gedankenlose Geste, die im Geschäftsleben fatale Signale sendet. Zwar werden höfliche Gäste aus China dies kaum offen kritisieren, um den Gastgeber nicht zu brüskieren. Doch genau darin liegt das Problem: Es braucht proaktives Handeln, nicht abwartendes Schweigen.
Lösung: Kleiner Aufwand, große Wirkung
Die notwendigen Maßnahmen sind weder komplex noch kostspielig: Eine Grundreinigung, 50 zusätzliche Bänke und zeitgemäße Beschilderung (Deutsch, Englisch, Chinesisch) würden den Bahnhof bereits transformieren. Dies wäre keine Gefälligkeit, sondern eine strategische Investition in Hannovers Image als weltoffener Handelsstandort.
Fazit: Es ist Zeit zu handeln!
Die Hannover Messe ist ein Schaufenster der Globalisierung – ihr Bahnhof darf kein Relikt der Vergangenheit sein. An die Verantwortlichen der Deutschen Messe AG, der Stadt Hannover und der Deutschen Bahn: Nutzen Sie die Chance, daraus wieder eine Visitenkarte zu machen.
Also, Wann starten wir die Renovierung?